Männersache

Projektträger: Verein NACHBARINNEN, Katholisches Bildungswerk Wien

Verantwortliche*r: Renate Schnee

2020

2.000 Euro Preis

AT

Zivilgesellschaft / Sozialwirtschaft

Worum geht es?

Erziehung ist in patriarchal geprägten Kulturen reine Frauensache. Das bedeutet oft Konfliktpotenzial in der Familie, aber auch problematische Kindheit für den Nachwuchs. Erziehungskompetenzen wahrnehmen ist auch Männersache! Dazu werden muttersprachliche Moderatoren ausgebildet, die sich mit Vätern aus den diversen Communities an „Männer-Tischen“ über Erziehungsthemen auseinandersetzen. Die Männer-Tische finden in Wohnungen, in Büchereien oder in Vereinsräumen oder Moscheen statt.

Herausforderung

Mütter sind ohne Unterstützung der Väter oft mit der Kindererziehung überfordert, weil unzählige Erwartungen im neuen Land an sie gestellt werden.

Idee

Im Frühjahr 2019 nahmen die ersten drei Männer aus Tschetschenien, Somalia und Syrien an der Moderationsschulung im Katholischen Bildungswerk teil. Seither versammeln die ausgebildeten Moderatoren jeweils 6-8 Väter aus ihrer früheren Heimat zu einem sogenannten Männer-Tisch, wo sie in ihrer Muttersprache Erziehungsthemen reflektieren.

Akteur*innen

Wir arbeiten mit Familien mit Migrationshintergrund in Wien zusammen, insbesondere mit jungen Männern und ihren Vätern. Die Männertische werden in Heimen, öffentlichen Bibliotheken, Vereinsheimen und Moscheen aufgestellt. Moderatoren arbeiten mit dem Katholischen Bildungszentrum für die Ausbildung und Moderation von Männertischen zusammen.

Wirkung

Es gibt monatliche "Männertische" in drei verschiedenen Gemeinden und Sprachen mit vier ausgebildeten Moderatoren. Wir bieten jedes Jahr 40 bis 80 Männertische an und erreichen zwischen 300 und 400 Väter. Wir veranstalten Vorträge zu Themen, die von Finanzen bis zur Unterstützung von Kindern reichen, die in der Schule Schwierigkeiten haben. 

Transfer

Das Projekt ist darauf ausgelegt, im kommenden Jahr weitere vier bis acht Männer als Moderatoren auszubilden. Vor allem wollen wir auch die türkische und die afghanische Community mit diesem Projekt erreichen und mobilisieren.

Würdigung der Jury

Männer aus migrantischen Communities werden eingeladen, als Väter in der Erziehung mehr Verantwortung zu übernehmen und damit ihre Frauen zu entlasten. Die sozial innovative Verknüpfung erprobter Methoden ergibt eine überaus praktisch orientierte Genderarbeit: Im Peer-to-Peer-Rahmen können die Männer zuerst unter sich diskutieren, um sich dann mit den Frauen im Projekt und mit ihren Frauen in der Familie auszutauschen. Den Männern wird Raum gegeben, andere Rollen in Familie und Gesellschaft auszuprobieren. Insgesamt ist die Männersache gleichzeitig selbstorganisiert und gut durchorganisiert. Eine Art Schneeballeffekt darf erwartet werden.