Take Home Naloxon (THN) Pilotprojekt

Projektträger: Caritas Kontaktladen und Streetwork im Drogenbereich

Verantwortliche*r: Mag. (FH) Martin Ladenhauf, Mag.a Milena Simonitsch

2020

2.000 Euro Preis

AT

Zivilgesellschaft / Sozialwirtschaft

Worum geht es?

Der Opiatantagonist "Naloxon" ist ein derzeit verschreibungs- und apothekenpflichtiges Medikament. Es wirkt nach Verabreichung direkt an den Opiatrezeptoren, befreit diese und hebt somit hebt somit die Wirkung der Opioide im Gehirn auf, wodurch eine lebensbedrohliche Atemdepression unterbrochen wird. Im österreichweit ersten THN Pilotprojekt werden Klientinnen des Caritas Kontaktladen und Streetwork im Drogenbereich als Ersthelferinnen ausgebildet und bekommen ein so genanntes Naloxonkit (siehe Foto) mit nach Hause, um im Notfall adäquat und lebensrettend zu helfen.

Herausforderung

2018 starben in Österreich 184 Personen an einer Suchtgiftüberdosis. Die meisten Notfälle passieren zuhause, wo weitere Personen anwesend sind, die als Ersthelfer*innen tätig werden (müssen). Doch das garantiert noch keine Rettung, da viele Betroffene keine oder ungenügend Erste Hilfe Kenntnisse besitzen, oder die Situation falsch einschätzen.

Idee

Klient*innen werden auf Drogennotfälle vorbereitet und zu Ersthelfer*innen ausgebildet. Außerdem wird ihnen der Umgang mit dem Opiatantagonisten Naloxon vermittelt und sie werden mit Naloxon-Kits ausgestattet. Naloxon ist ein Medikament, das binnen weniger Sekunden zu einer vorübergehenden Wiederkehr der Atmung und des Herz-Kreislauf-Systems führt.

Akteur*innen

Die Teilnehmer*innen sind opiatabhängige und polytoxikoman konsumierende Personen, sowie Menschen, die am Substitutionsprogramm teilnehmen. So wird ein lebensrettendes Medikament direkt an Personen ausgegeben, die am meisten davon profitieren. Die Schulungen werden interaktiv von Ärzt*innen der Caritas Marienambulanz und MitarbeiterInnen des Caritas Kontaktladens gestaltet.

Wirkung

Bis dato wurden 45 Klient*innen geschult und mit Naloxon-Kits ausgestattet. Allen voran rettet das Projekt Leben, wie ein bereits erfolgter Einsatz in Graz zeigte. Empowerment und Selbsthilfe werden gestärkt, Wissenserweiterung sowie konkrete Handlungskompetenzen initiiert. Das Awareness zum Thema Opiatkonsum und Risiken steigt.

Transfer

Schulungen, wie im Caritas Kontaktladen und Streetwork, lassen sich in andere Settings leicht übertragen. Vor allem in Haftanstalten oder Therapie-Einrichtungen wären diese folgerichtig, oder auch für Angehörige von Opiat-Konsument*innen und Mitarbeiter*innen der Suchthilfe. In einigen Regionen Österreichs gibt es bereits konkrete Überlegungen solche Schulungen anzubieten.

Würdigung der Jury

Im Rahmen eines Peer-to-Peer-Projektes sind Drogenabhängige im Akutfall in der Lage, gezielt erste Hilfe für ihresgleichen zu leisten. Als zweijähriges Pilotprojekt will Take Home Naloxon zeigen, dass vor allem dann, wenn der Drogenkonsum die Grenze zur Illegalität streift, und Notfälle insbesondere zu Hause auftreten, die Zielgruppe selbst am besten lebensrettend eingreifen kann. Den Betroffenen wird die Übernahme von Verantwortung zur Reduzierung von Drogentoten bzw. -geschädigten auf sozial innovative Weise zugemutet. Als erstes seiner Art soll das Projekt an vielen Orten und Institutionen in Österreich umgesetzt werden.